Titel: Der Porzellaner - Eine Geschichte aus Meißen
Autorin: Annick Klug
Verlag: Lübbe
Erschienen: 25. August 2023
Seitenzahl: 461
Reihe: -
Inhalt
Als junger Bergmann bricht Samuel
Stöltzel 1706 nach Meißen auf, um bei dem berühmt-berüchtigten Alchemisten
Friedrich Böttger das Goldmachen zu erlernen. Zunächst aus Liebe, denn er will
sich als der Kammerzofe Sophie würdig erweisen, in die er schon lange verliebt
ist. Doch bald gerät er in den Bann des zwischen Genie und Wahnsinn
schwankenden Künstlers. Statt des ersehnten Goldes,
das König August zur Finanzierung seiner Kriege braucht, gelingt die Erfindung
des Porzellans. Enttäuscht muss Samuel zusehen, wie sich die
nun entstehende Manufaktur in Machtkämpfen aufreibt. Schließlich sieht er keine
andere Möglichkeit, als zu handeln und mit dem Geheimnis um die Herstellung des
weißen Goldes nach Wien zu fliehen…
Quelle: Buchrücken
Meine Meinung
Gleich zu Beginn des Buches begleiten wir 1719 den flüchtenden Samuel,
was zugleich die Frage aufwirft, wie es dazu kommen konnte und somit
direkt Spannung bringt. Denn danach folgen die Kapitel von 1706 an
chronologisch, während der Bergmann Samuel nach Meißen in die
Albrechtsburg kommt, um dort mit Kollegen bei der Herstellung von Gold
helfen soll. Böttger hat dies dem Kurfüsten von Sachsen demonstriert,
der ihn seitdem gefangen hält und auf das ersehnte Gold wartet, dass er
so dringend für seinen teuren Krieg benötigt. Doch was bisher nur ein
Trick war, ist nicht leicht zu entwickeln, weswegen Böttger nun zusammen
mit Tschirnhaus zunächst hinter das Geheimnis der Porzellanherstellung
kommt – das erste Mal außerhalb Asiens. Doch Tschirnhaus stirbt und
Böttger leitet die Porzellanmanufaktur mit Nehmitz, der das Bindeglied
zum Kurfürsten darstellt, die sich beide ständig uneins sind und
streiten. Die erfolgreiche Produktion von vergleichbarem Porzellan aus
China geht einen langen Weg.
Leider wird die Geschichte dann irgendwann ermüdend, denn die erfolgreiche Porzellanherstellung lässt auf sich warten. Viele Probleme, die dem im Weg standen, werden auch ausgeräumt, doch irgendwie kommt trotzdem nicht richtig Fahrt auf, irgendein Hindernis ist zur Stelle und verhindert eine funktionierende Manufaktur. Vielleicht empfand ich die Geschichte auch irgendwann als langwierig, weil das Potenzial der europäischen Porzellanherstellung zum Greifen nah war, aber doch nie genutzt wurde. Weil aus heutiger Sicht so ein Drama bei der Führung der Manufaktur und die große Gier nach Gold in Akkordherstellung einfach unvorstellbar sind. Auch politisches oder die einzelnen Charaktere nehmen immer mehr Raum ein, weshalb das Thema der Porzellanherstellung noch mehr in den Hintergrund rückt. Die Geschichte zieht sich also, bis am Ende doch wieder mehr Spannung aufkommt und man endlich erfährt, wie es zu Samuels Verlassen der Meißner Manufaktur kam. Andererseits hat mir das Ende nicht ganz gefallen und ich hätte mir zumindest einen Epilog zur Manufaktur gewünscht. Was ich mir auch sehr gewünscht hätte und eigentlich essentiell für einen Roman mit wahrem Hintergrund ist, ist ein Nachwort: Welche Charaktere sind real? Was ist genauso passiert, was wurde für die Spannung des Romans verändert? Nicht einmal die Dankesworte der Autorin lassen die Recherche erkennen, die sie doch gemacht haben muss. Nach dem Beenden des Buches habe ich direkt die Geschichte des Meißner Porzellans auf deren Website und in Wikipedia nachgelesen.
"Und doch ist es zerbrechlich, das Porzellan, wie unser Glück, der Reichtum, unser Leben. Im Streit und ohne Frieden bleibt davon nicht mehr als ein paar Scherben.", S. 226In diesen Roman wird auch die politische Lage von Sachsen und das Leben des Kurfürsten August aufgegriffen. Denn Augusts Gier auf das Gold und sein Umgang mit der Manufaktur sind genauso ausschlaggebend für das weiße Gold, wie die Erfindungen von Böttger und die Leitung von Nehmitz, sowie schlussendlich auch die Flucht und der Verrat von Samuel Stöltzel. Die politische Lage und Samuels Leben werden durch unterschiedliche Perspektiven dargestellt. Neben dem eigentlichen Protagonisten Samuel, kommt auch seine große Liebe Sophie in einigen Kapiteln zu Wort, genauso wie Constantia, die Mätresse des Kurfürsten Sachsens, und August selbst. Die unterschiedliche Sichtweise der Kapitel gefällt mir und gibt der Geschichte ein umfassendes Bild. Man erfährt die Motive und Wünsche der Charaktere, deren Beziehungen verwoben und anschaulich dargestellt sind, sodass alle Reibereien, Streit und Eifersucht nachvollziehbar werden. Constantia ist dabei eine der interessantesten Charaktere im Buch. Sie ist klug und wissenschaftlich interessiert, kein Wunder also, dass sie als die Mätresse Augusts sogar politisch auf ihn eingewirkt hat. Durch ihre Abhängigkeit und Augusts Eifersucht zeichnet die Autorin hier ein sehr gutes Bild über Constantias Leben.
Leider wird die Geschichte dann irgendwann ermüdend, denn die erfolgreiche Porzellanherstellung lässt auf sich warten. Viele Probleme, die dem im Weg standen, werden auch ausgeräumt, doch irgendwie kommt trotzdem nicht richtig Fahrt auf, irgendein Hindernis ist zur Stelle und verhindert eine funktionierende Manufaktur. Vielleicht empfand ich die Geschichte auch irgendwann als langwierig, weil das Potenzial der europäischen Porzellanherstellung zum Greifen nah war, aber doch nie genutzt wurde. Weil aus heutiger Sicht so ein Drama bei der Führung der Manufaktur und die große Gier nach Gold in Akkordherstellung einfach unvorstellbar sind. Auch politisches oder die einzelnen Charaktere nehmen immer mehr Raum ein, weshalb das Thema der Porzellanherstellung noch mehr in den Hintergrund rückt. Die Geschichte zieht sich also, bis am Ende doch wieder mehr Spannung aufkommt und man endlich erfährt, wie es zu Samuels Verlassen der Meißner Manufaktur kam. Andererseits hat mir das Ende nicht ganz gefallen und ich hätte mir zumindest einen Epilog zur Manufaktur gewünscht. Was ich mir auch sehr gewünscht hätte und eigentlich essentiell für einen Roman mit wahrem Hintergrund ist, ist ein Nachwort: Welche Charaktere sind real? Was ist genauso passiert, was wurde für die Spannung des Romans verändert? Nicht einmal die Dankesworte der Autorin lassen die Recherche erkennen, die sie doch gemacht haben muss. Nach dem Beenden des Buches habe ich direkt die Geschichte des Meißner Porzellans auf deren Website und in Wikipedia nachgelesen.
Fazit
Der Porzellaner ist die Geschichte über Samuel, der maßgeblich an der
Erfindung und Entwicklung des europäischen Porzellans beteiligt war.
Darüber hinaus wird auch die politische Seite zu Beginn des 18.
Jahrhunderts durch den Kurfürsten August und seiner Maträsse Constantia
erläutert, die auch in eigenen Kapiteln zu Wort kommen und den Aufbau
der Porzellanmanufaktur beeinflusst haben. In diesem Buch geht es aber
vielmehr über die erste Entdeck des Porzellans außerhalb Asiens, als um
die Erfolgsgeschichte der Meißner Manufaktur. Mit der Zeit wird die
Geschichte langwieriger und gipfelt in einem unzufrieden stellenden
Ende. Das fehlende Nachwort und damit Informationen über tatsächliche
Begebenheiten und Personen ist leider auch ein Defizit.
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