Titel: Der Himmel ist hier weiter als anderswo
Autorin: Valerie Pauling
Verlag: Harper Collins
Erschienen: 25. Mail 2021
Seitenzahl: 382
Reihe: -
Inhalt
Seit dem Tod ihres Mannes ist die Geigerin Felicitas allein
für die gemeinsamen vier Kinder verantwortlich. Als sie ihren Job verliert,
folgt der nächste Schlag, denn ihre Wohnung wird ihnen gekündigt. Da setzt sie
alles auf eine Karte: Sie investiert ihre letzten Rücklagen in einen
leerstehenden Gasthof und zieht mit ihren Kindern ins Alte Land.
Empfangen wird die Familie von einer neugierigen Dorfgemeinschaft und einer
Schwalbenkolonie im Garten. Mit Hilfe ihres neuen Nachbarn füllt Fee den
Gasthof wieder mit Leben. Doch ein Unfall und unvorhergesehene Kosten bedrohen
das fragile Gleichgewicht. Erst als sie sich auf ihre eigene Stärke besinnt,
geschieht etwas, womit sie nicht gerechnet hatte: Sie beginnt, zwischen den
Flüssen und dem schier unendlichen Horizont des Alten Landes, langsam zu heilen…
Quelle: Buchrückseite
Meine Meinung
Nachdem Felicitas‘ Mann
überraschend gestorben ist, muss sie nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern
sich auch um das Leben ihrer vier Kinder kümmern. Diese haben sehr individuelle
Interessen, Eigenschaften und Probleme. Nicht nur wird Fee ihr Job als
Musiklehrerin gekündigt, da sie seit Jans Tod nicht mehr zur Geige greift,
sondern auch ihre Wohnung wegen Eigenbedarf. Was liegt da näher und doch so
fern, woanders einen Neuanfang zu starten? Also zieht die Familie kurzerhand
von Hannover in einen alten Gasthof ins Alte Land.
Schon im Prolog wird die Landschaft
im Alten Land beschrieben, als Fee mit ihren Kindern den alten Gasthof als
mögliches neues zu Hause besichtigen. Mit den vielen bunten Blüten und Knospen,
die nahe Elbe, die zaghafte Sonnenwärme auf der Haut und das weite Land wird
der Frühling zu Beginn sehr anschaulich gezeichnet. Auch später noch spielen
die weite Landschaft und auch der großzügige Garten des Hauses eine große
Rolle. Zum Beispiel macht Fee viele Ausflüge mit dem Fahrrad in die Umgebung.
Das Setting im und um den Gasthof wurde sehr bildhaft dargestellt und, obwohl
ich in Bayern lebend noch nie im Norden Deutschlands war, konnte ich mir alles
sehr gut vor meinem inneren Augen vorstellen.
Ebenfalls gut gezeichnet hat die
Autorin die vier Kinder von Fee und Jan. Ihr Ältester, Rasmus, unterstützt Fee
mit seinen Geschwistern wo er kann, auch seine schulischen Probleme und
Unentschlossenheit verbirgt er vor ihr, um sie zu entlasten. Rieke, als
typischer Teenager hängt oft am Handy und ist sehr aufbrausend, jedoch hat sie
auch tolle Ideen um z. B. die finanzielle Situation der Familie aufzubessern
und ist allgemein sehr engagiert. Martha ist in sich gekehrt und sehr fixiert
auf die Natur, wo sie zum Beispiel Frösche beobachtet und zeichnet. Als Jüngster
ist Golo ein kleiner Wirbelwind und derjenige, der viele Probleme nicht sieht
und Fee deshalb häufig darauf stößt, endlich wieder mit dem Geigenspielen zu
beginnen. Die vier Kinder brauchen häufig Unterstützung, sind jedoch oft sehr
selbstständig. Fee jongliert ständig zwischen ihrer Aufmerksamkeit für alle
vier und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen und das alte Haus zu renovieren. Der
Roman geht vielmehr darum, wie die fünf ein neues Leben im Alten Land beginnen,
als Fees Trauer um ihren verstorbenen Mann Jan. Fees Problem selbst zu
musizieren, wird oft angesprochen und schrittweise thematisiert, wohingegen die
Nähe zu Männern sehr einfach für Fee zu suchen ist. Das finde ich etwas schade,
dass hier die Trauer eher weniger Raum eingenommen hat. Denn zu Beginn hat
Valerie Pauling Fees Gefühlswelt, die sie niederdrückt, und die beklemmenden Emotionen
direkt auf den Punkt gebracht. Aufgrund des sehr beschreibenden und feinfühligen
Schreibstils hatte ich besonders zu Anfang einen dicken Kloß im Hals. Die
Autorin hat die Entwicklung von Fees Gefühlen und das Einleben in der Fremde
der Kinder sehr nachvollziehbar dargestellt. Valerie
Pauling nutzt überwiegend kurze Sätze, an die ich mich anfangs gewöhnen musste,
die jedoch nie das Geschehen abgehackt erzählt hätten.
Fazit
Der Himmel ist hier weiter als
anderswo ist eine schöne Geschichte über eine Familie, die plötzlich ohne
Ehemann bzw. Vater dasteht und im Alten Land einen Neuanfang wagt. Die Autorin
hat das Setting, die Gefühle und Entwicklung der Protagonisten und die Problem
mit dem alten Gasthof sehr anschaulich beschrieben.
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