Titel: Die Töchter der Ärztin - Zeit der Sehnsucht
Autorduo: Helene Sommerfeld
Verlag: dtv
Erschienen: 11. November 2022
Seitenzahl: 512
Reihe: #1 - Zeit der Sehnsucht
#2 - Zeit der Hoffnung (ET November 2023)
Inhalt
Berlin und Afrika, 1928. Henny und Antonia sind die Töchter der berühmten Ärztin Ricarda Thomasius. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie die Leidenschaft für Medizin. Während Henny sich in Berlin eine Praxis für Onkologie aufbaut, kehrt die jüngere Toni an den Sehnsuchtsort ihrer Kindheit zurück. Auf dem Schiff Nach Ostafrika verliebt sie sich in einen geheimnisvollen jungen Plantagenverwalter. In Afrika bringt sie diese Liebe und ihre Hilfe für Einheimische jedoch in große Gefahr. [...]
Der letzte Satz des Klappentextes SPOILERT! Auch online!
Quelle: Buchrückseite
Meine Meinung
Die Geschichte startet mit Tonis zweitem Physikum, das sie bestanden
hat und nun ihre Assistenzarztzeit in Afrika verbringen will - dieser
Ort, an dem sie geboren ist aber selbst nie richtig erlebt hat.
Währenddessen hat ihre Schwester eine neuartige Apparatur für ihre
Praxis gekauft: einen Röntgenapparat. Die beiden Töchter der bekannten
Ärztin Ricarda Thomasius (bereits erschienene Trilogie Die Ärztin)
sind sehr verschieden. Henny ist zehn Jahre älter, hat bereits ein Kind
und ist sehr zurückhalten mit Gefühlen. Toni hat einen anderen Vater als
ihre Schwester, genießt das Leben und sucht noch ihren Platz in der
Welt. Deshalb reist sie nun nach Daressalam um dort ihre
Assistenzarztzeit zu verbringen. Hier erfährt man sehr viel über den
Kolonialismus (und dessen Entwicklung), während Toni im Krankenhaus für
Weiße arbeitet und dann auch eine Klinik für die Einheimischen auf die
Beine stellt. Währenddessen stellt ihr der Leiter der Klinik nach und
ist nicht erfreut über ihre Zurückweisungen. Das Buch spielt auch
weiterhin in Berlin, wo wir Henny folgen, deren Ex-Mann wieder in ihr
Leben tritt und sie Angst um die Zukunft ihrer Tochter bekommt.
Neben den beiden Schwestern spielt aber auch die riesige Familie von
ihrer Mutter Ricarda eine Rolle. Sie ist als Kind von Angestellten des
Schloss Freystetten eng mit dieser Familie verbunden. Darum geht es auch
viel um deren Kinder, die auch ungefähr in Hennys und Tonis Alter sind.
Der Stammbaum in der hinteren Buchklappe ist dabei ungemein hilfreich,
wenn man die Ärztin-Trilogie noch nicht gelesen hat (ansonsten finde
ich es nicht störend, wenn man sie noch nicht kennt).
"Leben ist ein Geschenk. [...] Ein Geschenk verdient man nicht. Es ist plötzlich da. Man sollte es schätzen, weil man es bekommen hat, ohne etwas dafür getan zu haben.“, Ricarda, S. 171
Obwohl das Buch mit fast 500 Seiten nicht gerade dünn ist, wird
jedoch oft im Geschehen gesprungen und manche Situationen nur indirekt
durch andere Charaktere beschrieben. Zu Anfang droht Henny etwas, das
ihr viel Angst macht, und plötzlich springt die Geschichte um einige
Monate und erzählt wie nebenher, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das
fand ich zu dem Zeitpunkt etwas schade. Denn auch Hennys
Liebesbeziehung kommt mir zu kurz und erst zum Schluss von Tonis Zeit in
Afrika hat man auch mitbekommen, dass sie die dort gesprochene Sprache
Swahili gelernt hat. Während des Buches vergehen fast zwei Jahre, in
denen alle Familienmitglieder der Thomasius und Freystetten eine Rolle
spielen, aber Hauptaugenmerk und roter Faden ist immer Tonis Zeit in
Afrika. Durch die bereits erzählte Trilogie rund um Ricarda Thomasius
sind die Charaktere alle sehr gut gezeichnet und beschrieben, aber haben
mir trotzdem zu viel Raum in der Handlung eingenommen. Weniger Handlung
und dafür mehr Augenmerk auf die Emotionen der beiden Schwestern hätten
mir besser gefallen.
Abgesehen davon, dass der letzte Satz des Klappentextes das Ende
spoilert (warum?!), bin ich damit unzufrieden. Es kommt eine
übernatürliche Komponente auf, die ich unrealistisch finde, aber von dem
Autorenpaar als realistisch dargestellt wird. Was sich daraus
entwickelt, hat mir nicht gefallen. Dass die beiden Schwestern nach der
Zeit der räumlichen Trennung wieder vereint sind, wie zu Beginn des
Buches, finde ich einen guten Abschluss.
Fazit
Die Töchter der Ärztin – Zeit der Sehnsucht erzählt von den beiden
Schwestern Henny und Toni, die grundverschieden, aber beide
Medizinerinnen geworden sind und nun entweder eine eigene Praxis in
Berlin führen oder in Afrika als Assistenzärztin arbeiten. Dadurch
spielt die Geschichte abwechselnd an den beiden Orten. Eine Fülle an
Verwandten findet auch ihren Platz in der Geschichte, wodurch leider
einige Begebenheiten übersprungen und zu schnell abgehandelt werden.
Durch die Polizeiärztin Magda Fuchs-Trilogie des Autorenpaares hätte
ich viel mehr emotionale Verbindungen und eine mitreißende Erzählung
erwartet, aber hier leider nicht gefunden.
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