Titel: Wie ein Schatten im Sommer
Autorin: Adriana Popescu
Verlag: cbt
Erschienen: 13. September 2021
Seitenzahl: 476
Reihe: - Werbung, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Einen Neubeginn wagen – anderer
Ort, andere Leute, alles auf Anfang! Das hofft Vio, als sie mit ihrer Familie
in ein kleines Dorf in Süddeutschland zieht. Und als Vio am ersten Tag nicht
nur Anschluss an eine nette Clique bekommt, sondern die Pizza auch noch von dem
wirklich netten Konstantin gebracht
wird, bekommt das Landleben schon mal 5 Sternchen. Bald kann Vio sich gar nicht
mehr vorstellen, je etwas anderes gemacht zu haben, als durch leuchtende
Maisfelder zu radeln und am sonnenwarmen See zu liegen – den Jungen ihrer
Träume neben sich. Wäre da nur nicht die Clique seines großen Bruders Robin mit
ihren fremdenfeindlichen Sprüchen, die dann doch einen Schatten ins Sommerlicht
werfen. Aber zum Glück hat Konstantin mit denen nichts zu schaffen – oder?
Meine Meinung
Vio zieht von München ins kleine
Walddorf, wo sie Angst hat für ihr letztes Schuljahr in den schon bestehenden
Freundesgruppen keinen Anschluss zu finden. Doch ihre Sorgen sind unbegründet,
denn sie lernt sofort den gleichaltrigen Konstantin kennen, der ihr sein geliebtes
Dorf zeigt und überaus nett ist. Auch am Badesee wird sie direkt in eine Gruppe
befreundeter Jugendlicher aufgenommen. Die Geschichte wird sehr anschaulich aus
den beiden Perspektiven von Vio und Konstantin geschildert. Ausflüge mit
Konstantin und Nachmittage am See, das könnte der perfekte Sommer werden, wären
da nicht die fremdenfeindlichen Kommentare einer Gruppe junger Erwachsener,
denen bald auch schon nonverbale Taten folgen.
Schon auf den ersten Seiten
empfing mich Adriana Popescus Schreibstil wie eine freundliche Umarmung. Ich
mag es sehr, wie sie die Charaktere immer lebensecht und authentisch schildert.
Außerdem nutzt die Autorin auch tolle Vergleiche und hat eine sehr einfühlsame
Art um das Geschehen und die Empfindungen der Charaktere zu beschreiben.
Gerade als ich in der Mitte des
Buches dachte, dass die Handlung etwas langweilig wird, geschieht genau das,
was ich erst am Ende erwartet hätte. Ich habe das Geschehen schockiert und mit
angehaltenem Atem verfolgt. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr bemerkt, dass ihr
ein Glas vom Tisch schmeißen werdet und eure Hand sich unaufhörlich darauf
zubewegt? Dass der Moment scheinbar endlos lange vergeht, bis das Glas auf dem
Boden zersplittern wird, ihr euch aber einfach nicht in der Bewegung stoppen
könnt? Genau so ging es mir während der zweiten Hälfte der Geschichte. Ich hing
gefesselt an den Seiten und hab gehofft, dass es nicht zu schlimm ausgehen
würde. Das Ende empfinde ich als absolut passend und realistisch.
>> Falls ich verloren gehe, feuer ich einfach ein paar Raketen für dich in den Himmel. <<, S. 372
In der Geschichte werden die
Themen Freundschaft, Rassismus, Vorurteile, Empathie und Zugehörigkeitsgefühl
behandelt. Insbesondere Rassismus gegenüber einer Gruppe Sasionarbeiter und
später auch Vios Familie bildet die Rahmenhandlung. Adriana Popescu stellt hier
gekonnt die Bandbreite da, von Vios Konter und verletzten Gedanken, warum nicht
jemand dagegen aufbegehrt, über das Aussitzen der unangenehme Situation bis hin
zu den ausländerfeindlichen Sprüchen. Ich wollte einige Charaktere oft
aufrütteln, finde es jedoch auch traurig, dass die Beweggründe von ihnen so
vollkommen nachvollziehbar sind. Ich finde es erschreckend, dass eine der
beiden für mich dümmsten Aussagen in dem Buch wahr ist, weil sie der Autorin
selbst so an den Kopf geworfen wurde. Adriana Popescu zeigt mit ihrem
Jugendbuch das Schwarz und Weiß, vor allem auch das Dazwischen und schildert
anschaulich, wie es den Menschen dahinter geht.
Fazit
Wie ein Schatten im Sommer sind
die rassistischen Sprüche für Vio, als sie neu im Dorf ist und sogar direkt
Freunde findet. Adriana Popescu hat eine mitreißende Geschichte über Rassismus
geschaffen, die anschaulich beschreibt, was fremdenfeindliche Aussagen und
Taten bewirken. Die Geschichte hat die perfekte Balance zwischen der
Leichtigkeit der Sommerferien und dem Rassismus, der wie dunkle Wolken darüber
aufzieht.
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