Titel: Junge mit schwarzem Hahn
Autorin: Stefanie vor Schulte
Verlag: Diogenes
Erschienen: 25. August 2021
Seitenzahl: 232
Reihe: - Inhalt
Der elfjährige Martin besitzt
nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und
Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist.
Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine
Begabungen anzuerkennen.
Als Martin die Chance ergreift
und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er
dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für
jene, die noch unschuldiger sind als er.
Quelle: Buchrückseite
Meine Meinung
Martin wächst alleine auf, nachdem seine Familie von seinem Vater
grausam ermordet wurde. Seit Jahren schlägt er sich durch, nur den schwarzen
Hahn an seiner Seite. Denn er ist ein Außenseiter, für die trottelige
Dorfgemeinschaft ist er zu klug und hat zu sanfte Augen. Eines Tages kommt ein
Maler, mit dem er mitgeht. Martin erfährt trotzdem immer wieder Leid, lässt
sich von seiner Mission aber nicht abbringen.
Die Geschichte spielt vor langer Zeit, als die Menschen noch ohne
Annehmlichkeiten lebten, und während eines Krieges. Martin hat nicht nur wegen
dieser entbehrungsreichen Zeit wenig zum Leben, auch die Dorfbewohner kümmern
sich nicht um den Waisen. Sie freuen sich, dass Martin nach erbrachter Hilfe
nur mit einer Zwiebel zufrieden ist. Sie sehen den schwarzen Hahn, der den
Jungen überall hin begleitet, als Teufel an. Als er später das Dorf hinter sich
gelassen hat, trifft Martin weiterhin immer wieder auf Elend und Grausamkeiten.
Doch trotz allem ist er immer sehr mitfühlend und hilft mit seinem Scharfsinn
nicht nur sich selbst. Das Buch hat insgesamt eine sehr drückende Stimmung,
auch wenn es ein paar Stellen gab, an denen ich schmunzeln musste.
Der Schreibstil kommt mit kurzen und prägnanten Sätzen daher, der eben
deshalb die Geschehnisse sehr eindrücklich schildert und direkt auf den Punkt
bringt. Ich bevorzuge lieber bildhafte und beschreibende Erzählstile, weil ich
bei dem vorliegenden immer Probleme im Lesefluss habe. Aber Stefanie vor
Schultes Geschichte ließ sich überraschenderweise sehr leicht und schnell
lesen. Es mag mit Sicherheit nicht nur an den wenigen Seiten gelegen haben,
dass ich das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen hatte.
Das Buch habe ich im Rahmen einer
Leserunde gelesen und dort haben einige angesprochen, dass es sehr märchenhaft
zu lesen ist und auch viele Eigenschaften oder Anteile von anderen Märchen
beinhaltet. Den Eindruck habe ich auch gewonnen und konnte das Übersinnliche in
der märchenhaften Erzählung besser verorten als in ein einem fiktiven
historischen Roman, denn solche zu Zeiten des Mittelalters oder 30-jährigen
Krieges gehören nicht zu meinen bevorzugten Genres. Dazu passt Martin, der
Junge mit den sanften, gütigen Augen, der trotz dem Leid in seinem Leben immer
rein bleibt. Auch die schlimmen Taten der Gegenspieler, die oftmals
schockierend und gruselig sind, passen zu der Macht, die die Herrscher in
Märchen auf grausame Art ausüben. Das Ende war mir persönlich zu perfekt
abgehandelt und manche Details zu positiv, aber auch das passt zum Schluss
„…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
Fazit
Die Geschichte ist geprägt von Leid, Grausamkeiten und manches Mal auch Grusel. Sehr düster, was im Gegensatz zu dem Protagonisten Martin steht, der trotz allem immer gütig und scharfsinnig bleibt. Eine märchenhafte Erzählung, aus der man auch Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft ziehen kann.
Liebe Tine
AntwortenLöschenDas Buch ist mir nun schon einige Male begegnet und ich möchte es aufgrund der begeisterten und überzeugenden Rezensionen unbedingt auch bald lesen.
Vielen Dank für den Buchtipp
Livia