Mittwoch, 14. Oktober 2020

{Rezension} Die Hafenschwester #1 - Als wir zu träumen wagten von Melanie Metzenthin

Titel:
Die Hafenschwester - Als wir zu träumen wagten
Autorin: Melanie Metzenthin
Verlag: Diana
Erschienen: September 2019
Seitenzahl: 464
Reihe: Die Hafenschwester #1 Als wir zu träumen wagten
                                                   #2 Als wir wieder Hoffnung hatten
                                                   #3 Als wir an die Zukunft glaubten

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                                                    Inhalt                                                   
 
Hamburg, 1892: Eine junge Frau trotzt den Wirren ihrer Zeit. 
Die Cholera erschüttert die Stadt an der Elbe und fordert tausende Opfer. Als ihre Mutter stirbt, muss Martha das Überleben ihrer Familie sichern. Die junge Frau aus dem armen Gängeviertel ergattert eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus und arbeitet sich hoch. Während den Ärzten die Zeit davonläuft, ist Hamburg im politischen Umbruch: Hafenarbeiter streiken, und die Frauen kämpfen ums Wahlrecht. Martha schließt sich der Frauenbewegung an, doch gleichzeitig führt sie einen persönlichen Kampf. Denn sie hat nicht nur ihre Leidenschaft für die Medizin entdeckt, sondern – gegen die strengen Regeln am Krankenhaus – auch zu einem jungen Mann.
Quelle: Buchrückseite
 
 
                                            Meine Meinung                                         
 
 An Marthas 14. Geburtstag erkrankt ihre kleine Schwester und stirbt. Auch ihre Mutter überlebt kurz darauf die Krankheit nicht. Nun muss Martha Geld verdienen um die verbliebene Familie über die Runden zu bekommen, also  beginnt sie am Krankenhaus als Schwester zu arbeiten, da es dort auch in der Ausbildung schon einen Lohn gibt.
 
Diese Aspekte des Arbeitslebens, die damals vorherrschten, wurden gut involviert. Vor allem der Hafenarbeiterstreik 1896 wurde anschaulich thematisiert. Gewerkschaften, finanzielle Not und auch das vermehrte Aufkommen der Sozialdemokratie bestimmten die Tage der Hansestadt. Neben politischen Themen nahm auch die Rolle der Frau einen wichtigen Aspekt in diesem Buch ein. Marthas beste Freundin Milli zum Beispiel war durch ihren Stiefvater gezwungen, Prostituierte zu werden. Obwohl sie ebenfalls aus dem ärmlichen Gängeviertel stammt, sank deren Ansehen nochmals rapide. Auch die vorherrschende Stellung von Männern und sexuelle Übergriffigkeiten, die damals vorherrschten, wurden thematisiert. Obwohl man schon weiß, dass die Bildung damals von der Geschellschaftsschicht abhing und die Frauen keine Rechte hatten und an den nächsten männlichen Verwandten gebunden waren, konnte man es in diesem Buch hautnah spüren. Als Leser kann man sich direkt in das Geschehen und die Buchfiguren hineinversetzen. Das Leben von damals wurde sehr realitätsnah dargestellt, weshalb ich oft wegen der Ungerechtigkeit oder Unterdrückung aufs Neue geschockt und empört war.
 
>> Jetzt begriff er, dass es keine Gabe, sondern eine Waffe war. Und ebenso wenig wie man eine abgefeuerte Pistolenkugel zurückhalten konnte, vermochte man, einmal ausgesprochene Worte zurückzunehmen. Sobald man sie abgefeuert hatte, waren Tatsachen geschaffen. Entweder verfehlte man, oder man traf.<< Paul, S. 320
 
Nebenbei kam jedoch nie das eigene Schicksal der Protagonistin zu kurz. Marthas Sorgen und Ängste, ihre Bedenken wurden immer durch ihre Arbeit, ihren alkoholabhängigen Vater und kleinen Bruder bestimmt. Trotzdem hat sie sich nie unterkriegen lassen. Martha ist eine taffe Frau, die zunächst für sich und ihre Familie, später auch für die Rechte der Frauen gekämpft hat.
 
 
                                                     Fazit                                                    
 
Die ersten Seiten von Die Hafenschwester habe ich eigentlich nur zum Spaß meiner Schwester vorlesen wollen, aber die Geschichte hat mich direkt gepackt, sodass ich es mir von ihr ausleihen musste. Ein toller historischer Roman über Martha, die sich in den Wirren von Gesellschaft, Krankheiten, geschlechtsspezifische Ungleichheit, schlechten Arbeitsbedingungen und Sozialdemokratie nicht unterkriegen lässt.
 

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