Titel: Die Spur der Vertrauten
Autorin: Christelle Dabos
Übersetzerinnen: Amelie Thoma & Nadine Püschel
Verlag: Rotfuchs (Fischer)
Seitenzahl: 640
Reihe: - Inhalt
Claire und Goliath leben in einer Welt, in der das «Wir» über allem
steht. In der jeder Mensch den Instinkt besitzt, dem Allgemeinwohl zu
dienen. Individualität existiert nicht. Doch was passiert, wenn sie doch
an die Oberfläche kommt?
Goliath bleiben nur noch wenige Wochen,
um das Leben eines anderen Menschen zu retten und damit ein
«Tugendhafter» zu werden. Claire steht vor ihrem Abschluss an der Schule
der Vertrauten. Claire weiß, was sie riskiert, wenn sie von diesem Weg
abkommt. Doch dann verschwindet ein Schüler und niemand außer Claire
scheint es zu bemerken. Wie soll man im Schatten bleiben, während man
ermittelt?
Claire und Goliath tun sich zusammen, um den
Vermisstenfällen in ihrem Sektor auf den Grund zu gehen. Doch der Fall
ist viel größer, als sie sich beide vorstellen können. Und dann
beschäftigt Claire noch ein ganz anderes Geheimnis - eines, das sie in
Lebensgefahr bringen könnte ...
Quelle: Homepage Fischer Verlag
Meine Meinung
In dieser Welt steht das Wir über allem. Die Gesellschaft ist auf die
Gesamtheit fokussiert und der/die Einzelne ist nicht wichtig, nur als
kleines Zahnrad für das große Wir. Die Menschen haben alle einen
Instinkt, der sich in der Kindheit entwickelt. Claire ist eine
Vertraute, schenkt also jedem ihr Ohr, und Goliath ein Schützer, muss
also die Menschen in seiner Umgebung vor Gefahren retten. Ja, muss! Denn
der Instinkt hat eine gewisse Reichweite und die Personen üben ihn auf
Autopilot aus. Claire und Goliath befinden sich in ihrem letzten
Schuljahr, als beiden auffällt, dass andere Schüler/innen verschwinden.
Die beiden fangen zunächst einzeln an nachzuforschen und suchen später
gemeinsam nach den verschwundenen Jugendlichen. Dabei sind sie ein
ziemlich gegensätzliches Paar, denn Claire hat ein Geheimnis und Goliath
setzt alles daran, in der Rangfolge dieser Welt aufzusteigen.
Die Idee dieser Dystopie ist wirklich faszinierend und
außergewöhnlich. Anfangs muss man sich erst darin einleben, denn wir
sind alle daran gewohnt, dass unser Leben genauso wichtig ist, wie jedes
andere auch. Hier aber zählt nur das Wir, der/die Einzelne ist quasi
nur eine kleine Ameise für den riesen Bau. Der Instinkt ist stark,
sodass die Menschen wie unter Zwang agieren. Wenn Goliath als Schützer
z. B. sieht, dass ein Haus brennt, muss er hineinlaufen um alle aus den
Flammen befreien, auch wenn er dabei selbst umkommen könnte. Diese Welt
ist manchmal wirklich erschreckend und sehr krass. Mir hat die Idee von
Christelle Dabos sehr gut gefallen. Der Weltenaufbau ist auch teilweise
komplex, sodass man oft konzentriert lesen muss, keine Geschichte für
zwischendurch. Die Protagonisten sind aber sympathisch, anschaulich und
nahbar dargestellt, sodass man ihnen gut folgen kann. Außerdem sind die
Geschehnisse richtig spannend und faszinierend, sodass ich sie kaum aus
der Hand legen konnte.
Kurz vor der Hälfte hat die Geschichte einen kleinen Cut, der einige
Monate überspringt und sich auch von der Erzählung ganz anders anfühlt.
Als würde das Buch aus zwei Teilen bestehen. Nachdem es etwas
gemächlicher beginnt, wird es aber wieder total spannend. Wobei ich mir
manchmal auch dachte, dass man daraus gut eine Dilogie mit mehr
Erläuterungen und Zeit zum Einfinden hätte machen können. Zwischen
Claires und Goliaths Kapiteln gibt es auch einige wenige, aus anderen
Erzählperspektiven. Diese sind sehr spannend und man merkt danach bald,
um welche Person es sich handelt. Es werden immer wieder spannende
Charaktere eingeführt und einiges aufgedeckt.
Die Idee der Geschichte hat mich wirklich beeindruckt, sodass ich dem
Buch schon 5 Sterne geben wollte… Die Welt ist komplex, aber ich hatte
immer das Gefühl sie verstanden zu haben; bis die letzten Kapitel kamen.
Zum Schluss gibt es einen spannenden Showdown und sogar ein Kapitel,
das sich wie ein Prolog liest. Aber es gibt keine Erklärung für das
Ende. Für das, was passiert ist. Dafür, warum und wie es passiert ist.
Ich habe einiges verstanden, ja, aber ich habe noch so viele offene
Fragen. Für mich hat das Buchende gar nichts beendet. Man kann doch
keine so komplexe Welt erschaffen, die dann irgendwie sinnfrei endet.
Ich bin total enttäuscht und ratlos von dem Schluss. Ich habe das Buch
schon vor einigen Wochen beendet und frag mich immer noch, ob die
Lesezeit es wert war.
Fazit
Die Spur der Vertrauten ist eine thematisch faszinierende und absolut
spannende Dystopie. Die Welt ist zwar komplex, sodass man aufmerksam
lesen muss, aber auch unfassbar spannend, mitreißend und erschreckend.
Ich war wirklich begeistert von dem Buch, weil es etwas Besonderes ist,
aber das Ende hat mich maßlos enttäuscht. Ich bin so ratlos und habe zu
viele offene Fragen. Wie kann man nur so ein tolles Gedankenexperiment
zu Papier bringen und es dann völlig sinnfrei enden lassen?


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