Donnerstag, 30. November 2023

{Rezension} Die Butterbrotbriefe von Carsten Henn

Titel: Die Butterbrotbriefe
Autor: Carsten Henn
Verlag: Piper
Erschienen: 31. August 2019
Seitenzahl: 256
Reihe: -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                                                    Inhalt                                                   
 
Wer schreibt heute noch Briefe? Richtige, auf Papier, mit der Hand? Kati Waldstein, die mit fast 40 ein neues Leben beginnen will und Abschiedsworte für alle verfasst, die sie geprägt haben. 37 Briefe insgesamt. Sie nimmt dafür Butterbrotpapier, das ihr Vater über viele Jahre für sie gesammelt hat.
Dann trifft sie auf Severin, der sein Leben als Klavierstimmer wegen eines von ihm verschuldeten Unglücks hinter sich lassen musste. Und der gute Gründe hat zu glauben, dass Kati und ihr Heimatort sein Schicksal sind.
Die beiden scheinen füreinander bestimmt und finden dennoch nicht zueinander – bis Kati erkennt, dass sie sich von der Vergangenheit nicht verabschieden muss, um ihrer Zukunft zu begegnen, und Severin begreift, dass er nur eine Zukunft hat, wenn er lernt seine Vergangenheit anzunehmen.
Doch das Schicksal bestimmt vielleicht, wer in unser Leben kommt, aber das Herz, wer darin bleibt…
Quelle: Buchrücken
 
 
                                            Meine Meinung                                          
 
 Da nun Katis Mutter gestorben ist, hält sie nichts mehr in ihrer Heimatstadt und sie möchte anderswo neu anfangen. Davor schreibt Kati an jeden und jede Person, der bzw. die ihr Leben geprägt haben, egal ob positiv oder negativ, einen Brief, den sie persönlich vorbeibringt und vorliest. Dabei eröffnet sich den Leser/innen immer mehr von Katis Leben, und man versteht, warum sie nun hier steht. Währenddessen taucht ein Obdachloser in der Stadt auf, der Kontakt zu Kati aufnimmt, weil er sich ihr verbunden fühlt. Doch auch Severin beschäftigen Dinge aus seiner Vergangenheit – Schicksal, sagt er, gibt es nicht, meint Kati.

Es sind insgesamt über 30 Briefe, aber hier im Buch erlebt man ca. fünf, was aber auch völlig reicht, weil es die wichtigsten sind. Dadurch erfährt man viel von Katis Kindheit, auch Geheimnisse kommen ans Licht, die mich schockiert haben. Das hört sich jetzt vielleicht philosophischer und härter an, als es ist. Denn Die Butterbrotbriefe ist für mich eine angenehm zu lesende und schöne Geschichte. Es geht zwar um Vergangenheitsbewältigung und die Frage nach dem Schicksal, aber vielmehr ist es eine Geschichte über Kati und all die verschiedenen Charaktere. Zum einen eben Severin, der ehemalige Klavierstimmer, und auch Martin, Katis Onkel, der ein Arktismuseum mitten im deutschen Nirgendwo betreibt.

>>Viele Menschen versteckten negative Gefühle in abgelegenen Kammern ihres Herzens. [...] Doch all das drängte hinaus, verbog die Scharniere, verkantete die Zargen, bis es schließlich nicht nur die Kammern verformte, sondern das ganze Herz und irgendwann den ganzen Menschen.<< S. 144f

Die Geschichte hat mich gut unterhalten und ist sehr harmonisch, weshalb es mich gewundert hat, dass das Ende von einigen Charakteren so aufgebauscht wurde. Warum kommt hier plötzlich ein Konflikt? Und warum zwingt ein eigentlich sehr liebevoller Charakter eine andere Buchfigur dazu, sich zu verbiegen? Auch die Liebesgeschichte hat mich nicht von sich überzeugen können, denn die kam völlig aus dem Nichts und wurde nicht entwickelt. Da hätte auch ein Einhorn im Buch auftauchen können… wobei nein, bei dem Rentier und Elch im Arktismuseum hätte mich das auch nicht überrascht.


 
                                                      Fazit                                                    
 
Die Butterbrotbriefe ist ein unterhaltsamer und lockerer Roman, obwohl er die Themen Vergangenheitsbewältigung und Schicksal behandelt. Auch wenn mich zwei Kleinigkeiten gestört haben, ist dieser Roman für mich eine schöne Geschichte.
 
 

 

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