Autorin: Abbie Greaves
Verlag: Fischer Krüger
Erschienen: 23. Februar 2022
Seitenzahl: 400
Reihe: -
Inhalt
Mary O'Connor hält jeden Tag Ausschau. Bis ans Ende der Welt wollte Jim
mit ihr gehen. Doch seit sieben Jahren ist er spurlos
verschwunden. Abends nach der Arbeit geht Mary zum Londoner Bahnhof
Ealing Broadway und stellt sich mitten in den Pendlerstrom. In ihren
Händen hält sie ein Schild mit den Worten: Komm nach Hause, Jim.
Bis ein unerwarteter Anruf ihre Welt auf den Kopf stellt. Sosehr sich
Mary innerlich sträubt, sie muss sich endlich dem stellen, was vor all
den Jahren passiert ist. Als die Lokalreporterin Alice Mary am Bahnhof
begegnet, wittert sie eine gute Geschichte und freundet sich mit ihr
an. Kann Alice Jim finden - und ist Mary bereit, die Wahrheit über ihre
große Liebe zu erfahren?
Quelle: Homepage Fischer Verlag
Meine Meinung
Vor sieben Jahren verschwand Marys Freund Jim. Seitdem hängt sie ihrer
Liebe nach und steht jeden Abend auf dem Bahnhof in London und wartet
auf ihn. Was ist passiert? Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen
erzählt, wodurch man erfährt, wie sich Mary und Jim kennengelernt haben,
und dann kontinuierlich Rückblicke erhält bis zu seinem Verschwinden.
Somit bekommt der/die Leser/in einen guten Einblick in deren Charaktere
und Beziehung. Dagegen begleitet man in der Gegenwart Mary jeden Abend
zu dem Bahnhof, wo sie ihr Schild auspackt, „Komm nach Hause, Jim“
stundenlang auf Blickhöhe hält und zweimal die Woche bei dem
Kummertelefon NightLine ehrenamtlich arbeitet.
Dieser Liebesroman befasst sich weniger mit Verlieben oder
Beziehungen, als mit der Tatsache, dass Jim Mary fehlt. Dieses Gefühl
hat die Autorin sehr gut vermittelt, man liest erschüttert von der
Beklemmung und Traurigkeit Marys, was ziemlich intensiv ist. Schließlich
waren die beiden sechs Jahre zusammen, nun wartet Mary schon sieben
Jahre (länger als deren Beziehung!) darauf, Jim wieder in die Arme
schließen zu können; ihr ganzes Leben wird vom Vermissen beherrscht.
Liebesgeschichten hingegen kann die Autorin gar nicht glaubhaft
schreiben, so hart es klingen mag. Von Romantik fehlt jede Spur! Obwohl
man Mary und Jims Liebe von Anfang an verfolgen kann, konnte ich zwar
erkennen, dass sich die beiden Hals über Kopf ineinander verliebt haben,
aber nie nachvollziehen, weil Abbie Greaves deren Liebe nie so
beschrieb, dass ich die Gefühle direkt hätte nachempfinden können.
Außerdem lief die Kennenlernphase zwischen den beiden sehr schnell ab,
sodass ich mir viel mehr beschriebene Emotionen oder Gespräche gewünscht
habe, um dies miterleben zu können. Die anderen beiden Beziehungen, die
sich erst später im Buch anbahnen, konnte ich noch weniger
nachempfinden.
Alice, aus deren Sicht bald schon die Geschichte erzählt wird, ist
mir extrem unsympathisch gewesen. Sie ist rücksichtslos, aufdringlich,
egoistisch und verhält sich einfach unmöglich! Sie behauptet zwar, dass
sie Mary auch aus persönlichen Gründen helfen will, der Hauptgrund ist
aber definitiv der, ihre langweilige Karriere zu retten. Ich hab sie im
ganzen Buch nie verstehen können, noch wurde sie mir je sympathisch.
Dadurch, dass sie immer mehr Raum in der Geschichte einnimmt, hat mir
das Buch immer weniger gefallen. Ein anderer Charakter wurde als eher
eklig beschrieben. Erst zum Schluss erfährt man, warum Kit so ist, aber
das ist für mich nur ein sehr negatives Vorurteil.
>> Ihr wurde plötzlich klar, dass sie [...] die Höhenflüge im Blick gehabt [hatte]. Bei Liebe ging es nicht um die Augenblicke, in denen man gemeinsam tanzte, es ging darum, dem anderen aufzuhelfen, wenn er am Boden lag.<<, S. 274
Und dann kam das Ende! Was soll ich sagen? Der Grund, warum Jim
verschwunden ist, zeichnet sich nach und nach immer mehr ab, ist also
nie ein überraschender Knall. Aber ich finde die gesamte Erzählung und
den Grund für Jims Verschwinden eine schöne Geschichte, jedoch wurde sie
meiner Meinung nach kaum ansprechend umgesetzt. Die negativen Gefühle
konnte die Autorin immer gut darstellen und auch am Ende habe ich die
Beklemmung gefühlt, war erschüttert und konnte die Buchfigur verstehen.
Aber ich finde den Schluss der Geschichte ziemlich schlecht gemacht. Für
eine Liebesgeschichte hätte man Marys Situation am Ende viel
emotionaler und romantischer gestalten können. Und das allerschlimmste
ist, dass ein ernstes Thema zum Schluss völlig falsch dargestellt wurde.
Wenn ich mir vorstelle, dass Leute, die keine Ahnung von der Thematik
haben, das Geschehen aus diesem Buch als real annehmen… nein, einfach
nur nein! Die Autorin vermittelt hier diesbezüglich ein völlig falsches
Bild.
Fazit
„Jeder Tag für dich“ hätte eine romantische, emotionale Geschichte
über Marys Verlust ihrer Beziehung werden können. Stattdessen kann die
Autorin keine Liebe glaubhaft vermitteln und stellt zudem noch ein
völlig falsches Bild von einem ernsten Thema dar. Ich bin leider
enttäuscht von der Geschichte!
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