Verlag: Blanvalet
Erschienen: 2020
Seitenzahl: 381
Reihe: -
Inhalt
Die drei Freundinnen Gitta, Marit und Constanze sind begeisterte Gärtnerinnen. Ihrer gemeinsamen Leidenschaft frönen sie in Gittas wunderschönem Villengarten. Als Gittas Mann sich jedoch scheiden lassen will, ist mehr als eine Ehe in Gefahr. Denn wo sollen sie nun graben, pflanzen, wässern und zusammen Zeit verbringen? Die Lösung: ein kleiner Schrebergarten in einer Kolonie mitten in Berlin. Plötzlich stehen sie vor Herausforderungen, die sie nur mit der Kraft ihrer Freundschaft meistern können. Und auch die kleine, gemauerte Laube in ihrem neuen Garten gibt ihnen Rätsel der Vergangenheit auf, die es zu lüften gilt…
Februar, 1945. Die junge Lissa flieht vor der Roten Armee von Oderberg nach Berlin, wo sie bei dem Gärtner Albert landet. Der hat eines Tages eine Idee: Könnte man nicht aus den Trümmern der zerstörten Stadt für Lissa ein kleines Häuschen auf dem Gartengrundstück bauen?
Quelle: Buchrückseite
Meine Meinung
Die Geschichte spielt in zwei unterschiedlichen Zeiten in Berlin. In der Gegenwart verliert Gitta nicht nur ihren Mann, sondern damit auch ihren geliebten Garten. Die Freundinnen Constanze und Marit haben ihn immer gemeinsam mit ihr gepflegt. Nun bewirtschaften sie zusammen eine Laube und sind sich nun in Entscheidungen bezüglich der Bepflanzung ebenbürtig, weshalb sie sich in ihrer Freundschaft neu finden müssen. In anderen Kapiteln wird von Lissa berichtet, deren Mutter gestorben ist und nun vor der Gewalt der Roten Armee nach Berlin flüchtet. Die junge Frau erlebt Hunger, Verlust und Angst während der letzten Kriegstage und der entbehrungsreichen Zeit danach.
Anfangs ist mir direkt der tolle Schreibstil aufgefallen. In diesem Buch spielen Pflanzen nicht nur thematisch eine große Rolle, sondern sogar in der Sprache der Autorin. Die Protagonisten oder Situationen werden oft mit Blumen oder gärtnerischen Begriffen verglichen und beschrieben. Wie z. B. „Gitta und Ralf gehörten zusammen wie Gießkanne und Wasser, Rasenmäher und Stromkabel, Kompost und Kartoffelschalen“ (S. 13). Auch die Liebe zum Detail hat mir gefallen. So hat die Autorin ein ganz besonders kleines Grundstück mit Bäumen, Blumen und dem kleinen, gemütlichen und einzigartigen Häuschen geschaffen. Besonders gefallen hat mir, dass man hierdurch auch die Verbindung von damals und heute erkennen konnte. Auch die Figuren, insbesondere andere Laubenbesitzer, waren sehr vielschichtig und unterschiedlich dargestellt. Und ganz wichtig ist auch die Vielzahl der Nutzpflanzen und Blumen, die Ella Kordes im Roman genutzt hat. Die Bandbreite von altbekanntem, wie Kartoffeln, bis zu fast schon exotischem Gemüse hat mir sehr gut gefallen. Während des Lesens hat man ständig Inspiration und Lust bekommen, um im eigenen Garten zu werkeln.
Die beiden Zeitebenen stehen im starken Kontrast zueinander. Die drei Freundinnen in der Laubenkolonie werden lebhaft und amüsant dargestellt, wie sie ihren Garten gestalten und auf andere Gärtner in der Kolonie treffen. Im Gegensatz dazu wird das entbehrungsreiche Leben 1945 geschildert. Selbst der Schreibstil und deshalb auch die Stimmung waren hier trister, beklemmend und trostlos. Dass die Protagonisten in ihrem Leben und den Gefühlen so stark voneinander abgegrenzt waren, hat mir gut gefallen. Beide Zeitebenen haben gleichermaßen Spaß gemacht zu lesen und hatten auch viele spannende Momente.
》In der Gärtnerei bedeutete jedes leise Summen in der Luft Schönheit, Leben und Fruchtbarkeit, in der Stadt dagegen das laute Brummen der nahenden Flieger Hässlichkeit, Zerstörung, Not und Tod.《 S. 201
Einzig die beginnende Liebe von Lissa konnte ich anfangs nicht nachvollziehen. Plötzlich war die Beziehung mit einem Satz da, obwohl weder von ihr noch von ihm aus irgendwelche Zeichen hervorgingen. Später jedoch konnte ich mich langsam damit arrangieren und die Liebe verstehen.
Am Ende verbinden sich Gegenwart und Vergangenheit, was ich sehr schön und berührend fand. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich Tränen in den Augen, weil die Geschichte der Protagonisten traurig und wunderschön endet.
Fazit
Das Buch hat mich so begeistert, dass ich nie wollte, dass es endet. Warmherzig und humorvoll erzählt Ella Kordes die Geschichte der drei älteren Frauen, die gemeinsam einen Schrebergarten bewirtschaften. Gefühlvoll und berührend von Lissa, die sich 1945 in den Wirren der (Nach-&)Kriegszeit durch das Gärtnern ernährt. Außerdem beschreibt die Autorin mit viel Liebe unterschiedliche Pflanzen und das Gärtnern. Ein Buch für alle Naturliebhaber und Gartenbegeisterte!
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