Autor: Matt Haig
Verlag: dtv
Erschienen: 2014
Seitenzahl: 351
Reihe: -
Inhalt
In einer regnerischen Freitagnacht wandert
Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, nackt eine Autobahn
entlang. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener
Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen.
Dieser neue Andrew hält nicht viel von den Menschen, jeder weiß schließlich,
dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch
andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter
erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für
seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der
Frau des Professors, in die Augen blickt?
Quelle: Buchrückseite
Meine Meinung
Der brillante Mathematiker Andrew Martin
hat einen Beweis gefunden, der die Menschheit enorm voranbringen würde. Doch
eine außerirdische Lebensform ist der Überzeugung, die Menschen auf der Erde
wären mental für diesen Fortschritt nicht bereit. Deshalb wurde einer von ihnen
auf die Erde geschickt, in den Körper von Andrew Martin, um die
Veröffentlichung des mathematischen Beweises zu verhindern.
Das Buch ist ein Bericht, eine Erzählung
des Außerirdischen darüber, wie er seine Zeit auf der Erde erlebte. Deshalb
gibt es zu Beginn zwei Vorworte, einmal für uns Menschen und nochmals für die
Vonnadorianer, seine eigene Lebensform. Schon hier erhält man einen Eindruck,
was diese Außerirdische charakterisiert. Zum einen sind sie viel intelligenter
als die Menschen und nehmen z. B. Bücher durch einen Chip auf, den sie
schlucken und so in Sekundenschnelle das Buch „gelesen“ haben.
》Die Liebe ist beängstigend, weil sie eine extrem
starke Sogkraft hat, wie ein ultramassives Schwarzes Loch, das von außen ganz
harmlos wirkt, aber von innen jede noch so vernünftige Tatsache in Frage stellt,
die man kennt. Man verliert sich, wie ich mich verlor, in der wärmsten aller
Annihilationen. 《 S. 235
Da der Vonnedorianer das Leben von Andrew
übernimmt, geht es auch um Mathematik, was die Geschichte mit faszinierenden
Details für Mathematikliebhaber aufwertet. Für solche Leser, die Zahlen nichts
abgewinnen können, macht es das Buch jedoch nicht weniger schön. Die teilweise
schon philosophische Betrachtung über das Leben von uns Menschen und
essentiellen Themen, die oft angesprochen werden, ließ mich das Buch langsamer lesen.
Es gibt so viele Dinge, die man einfach aufnehmen und darüber nachdenken
möchte.
„In
diesem Buch geht es darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“, schreibt der
Vonnadorianer zu Beginn des Buches und das fasst es perfekt zusammen. Der
Außerirdische irrt am Anfang nackt auf einer Straße umher, da er nicht weiß,
welche Regeln auf der Erde herrschen. Er sieht zunächst das komische Aussehen
der Menschen, da uns die Nase aus dem Gesicht ragt, die lästige
Nahrungsaufnahme um den Körper funktionsfähig zu halten und dass wir uns an
Dinge und Menschen binden, die uns wichtig sind. Dies hat Matt Haig sehr gut
dargestellt, da die Personen des Buches anfangs tatsächlich sachlich und auf
das nötigste reduziert betrachtet wurden. Nach und nach lernt der Vonnadorianer
aber unsere Lebensform kennen. Er erfährt, was den Menschen ausmacht. Er
versteht, warum es uns ausmacht.
》Das also passiert, dachte ich bei mir [...], wenn man auf der Erde lebt. Man zerbricht. Man hält die Wirklichkeit
in Händen, bis man sich verbrennt, und dann lässt man den Teller fallen. [...] Ja, jetzt war mir alles klar. Ein Mensch zu sein treib einen in den
Wahnsinn. 《 S. 61
Fazit
In Ich und die Menschen übernimmt ein
Außerirdischer den Körper und das Leben des Mathematikers Andrew. Das macht es
aber nicht unbedingt zu einem SciFi-Roman, sondern eher zu einer Geschichte
über die Menschheit – über die Dinge, die uns ausmachen, die uns zu etwas
besonderen machen; über viele Facetten unseres Lebens, die fragwürdig oder auch
einfach nur wunderbar sind.
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